Taub und
stumm
Liebe Leserin, lieber Leser,
zur Zeit ist ein Thema in aller Munde und in
allen Köpfen: Flüchtlinge. Wieviel Bargeld sollen sie bekommen, wie viele können wir noch aufnehmen? Nur wenige Stimmen nehme ich wahr, die danach fragen, was die Menschen nach ihrer Flucht
eigentlich brauchen.
An diesem Sonntag wird in vielen Kirchen über
die Heilung des Taubstummen gepredigt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir diese Heilung brauchen. Oft hören wir nicht, was die Menschen brauchen. Oft bleiben wir sprachlos im Angesicht des
Leids, das wir sehen. Ich glaube, wenn wir die Botschaft Jesu Christi annehmen, dann werden wir hellhörig und setzen uns stimmgewaltig für die ein, die keine Stimme haben.
In den letzten Tagen beobachte ich eine
Veränderung eine Wandlung fest. In den Nachrichten kommen immer öfter Flüchtlinge zu Wort. Sie dürfen ihr Entsetzen über die Zustände in den Aufnahmelagern und über das lange Warten
äußern.
Ist das der Beginn einer Wandlung? Werden wir
uns jetzt doch stärker damit beschäftigen, wie wir ihnen ein Leben in unserer Kultur ermöglichen anstatt Pläne für Abschiebungen zu machen?
Lasst uns doch die Heilung Jesu annehmen und
unsere Ohren für die Klagen öffnen. Lasst uns doch unsere Stimmen erheben, damit Menschen, denen es schlecht geht, die auf der Flucht sind, nicht nur hin und hergeschoben werden, sondern dass sie
tatsächlich einen Ort finden, um angstfrei leben zu können.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten
Sonntag.
Pfarrer Dirk Kroker, Ev.
Johanneskirchengemeinde Alheim, Oberellenbach